NEWS von Sonntag, 03.11.2024
Heinrich Hiendlmeier gestorben
Ein Traberherz hat aufgehört zu schlagen
Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht vom Tod des ehemaligen Straubinger Trabertrainers Heinrich Hiendlmeier am Samstagmorgen verbreitet. Und im Laufe des Tages wurde erst vielen bewusst, dass es sich bei ihm um den 75jährigen Radfahrer handelt, der am Mittwochvormittag bewusstlos neben seinem Fahrrad auf einem Geh- und Radweg in der Straubinger Innenstadt aufgefunden und mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Klinikum gebracht wurde, wo sein Herz am Allerheiligentag das Schlagen aufgehört hat. Nur wenige Tage nach seinem Geburtstag. Die Polizei ermittelt zum Hergang des Unfalls.
Es war sein täglicher Weg, zu Fuß oder mit dem Rad am Vormittag von seinem Haus neben der Rennbahn in die Innenstadt, um dort ein paar Besorgungen zu machen, aber auch auf den ein oder anderen Ratsch rund um den Stadtturm. Sein Rückweg – rechtzeitig zur Mittagszeit - führte ihn auf das Rennbahngelände, um dort das ein oder andere Pferd beim Training zu beobachten oder auch zu fachsimpeln. Denn auch wenn „Heini“ Hiendlmeier im Jahr 2006 seine letzte von insgesamt 5978 Fahrten im Sulky absolviert hat, war er immer noch „on track“, sei es in Straubing, den deutschen Bahnen oder natürlich in Frankreich und Schweden. Insbesondere dass sein Sohn Stefan, schon während dessen Schul- und Studienzeit im Sulky erfolgreich, nach über zehn Jahren der Rennbahnabstinenz im Frühjahr 2016 wieder in den Sport zurückgekehrt ist, war ihm eine große Erfüllung und Freude.
Jeden Tag war er in der Trainieranstalt von Manfred Schub im nahen Alburg, wo er selbst die Fahrleine in die Hand nahm, genauso wie beim Schnellfahren auf der Straubinger Rennbahn. Gemeinsam mit seinem Sohn und dem Trainer wurden Trainings- und Rennplan ausgearbeitet. Neben den Starts in Straubing und München waren vor allem die Engagements während der Berliner Derbywoche immer ein Höhepunkt seines Trabrennjahres, früher aktiv, jetzt an der Bande stehend und Sohn Stefan verfolgend. Bei aller Freude über die Erfolge, die sein Sohn im Sport hat, sah er mit Wehmut, dass sich der deutsche Trabrennsport nicht wie in Frankreich und Schweden entwickeln mochte. Umso wichtiger war ihm der Erhalt seiner Straubinger Rennbahn und so ließ er sich auch überreden, für eine Zeit im Vorstand des Rennvereins mitzuarbeiten. 1968 mit gerade einmal 19 Jahren ist er dem Rennverein beigetreten, der ihn vor wenigen Jahren auch zu seinem Ehrenmitglied ernannt hat.
Blättert man in den Jahrgangsalben des deutschen Trabrennsports fällt immer wieder der Name Heinrich Hiendlmeier ins Auge. Beispielsweise 1986, als Hiendlmeier im Vorlauf und Finale des Deutschen Traberchampionats in München-Daglfing mit Excurs die Favoriten hinter sich ließ. Oder im Jahr 1988, als die erfolgreiche jahrelange Zusammenarbeit mit dem Stall Olympia von Dr. Jürgen Paschke Monteverdi einen ihrer Höhepunkte fand: Als 175:10 Außenseiter siegte der Dreijährige im Buddenbrock-Rennen und katapultierte sich in den Kreis der Derbyfavoriten. Wie nah Freude und Frust im Trabrennsport zusammenfallen, musste Hiendlmeier vier Wochen später an gleicher Stelle erfahren, als Monteverdi im Derbyvorlauf schon am Start ausfiel. 1979 gewann er mit Jeanne aus der Zucht seines Schwagers Franz Schreyer, der vor wenigen Wochen zu Grabe getragen wurde, den Großen Preis von Daglfing. Und natürlich ist Bettina Corner zu nennen, die unter Hiendlmeiers Regie nicht nur über 86.000 Euro an Rennpreisen einlief, sondern als Mutterstute die späteren Hiendlmeier-Cracks Prakassy BC und die elffache Jahressiegerin Diamona BC hervorbrachte. Insgesamt steht Heinrich Hiendlmeier für 1922 Siege als Fahrer und 1990 Siege als Trainer während seiner jahrzehntelangen Tätigkeit. Allein die von ihm trainierten Pferde liefen rund 4,8 Millionen Euro an Rennpreisen ein. Möglich machten diese Erfolge eine treue Besitzerschaft, aus der sich auch enge Freundschaften entwickelt haben.
Seine Trainieranstalt hatte Hiendlmeier über Jahrzehnte auf der Straubinger Rennbahn, direkt neben seinem Haus, das er gemeinsam mit seiner Frau Christa bewohnte. Mit der Tochter von Ejadon-Besitzer Hans Schreyer teilte er Zeit seines Lebens die Leidenschaft zu den Pferderennen. Und gemeinsam genossen sie die letzten Jahre, ohne die Verpflichtung der Sorge um die anvertrauten Pferde. Heinrich Hiendlmeier fand im Golfsport eine weitere Passion und letztlich waren es seine Enkeltöchter, denen der Opa mittlerweile die Freude zu den Pferden weitergeben konnte.
Es wird am Samstag ein seltsamer Renntag auf der Straubinger Rennbahn werden, wenn erstmals seit Jahrzehnten Heinrich Hiendlmeier nicht mehr auf dem Gelände ist. Und so wird der „Ejadon – Hall of Fame-Cup“, den Sohn Stefan in Erinnerung an den Straubinger Ausnahmetraber schon vor längerer Zeit ausgelobt hat, nun auch ein Erinnerungsrennen an Heinrich Hiendlmeier werden. Er wird fehlen – seiner Familie, aber auch der ganzen Traberfamilie!