Bahn › Geschichte


 Eine Aufnahmekarte in den Rennverein
 Straubing von 1880.
Pferderennen werden in Straubing bereits seit dem 14. Jahrhundert gelaufen. Damals heißen sie noch Scharlachrennen und werden noch nicht nach strengem Reglement gelaufen. Erst 1873 gründet sich in Straubing ein Trabrennverein. Am 19.Mai 1873 schließlich findet die erste Mitgliederversammlung statt und der älteste Trabrennverein Deutschlands wird gegründet. Schon im Oktober darauf werden die ersten Rennen durchgeführt – Ereignisse, die in Straubing groß gefeiert werden. Die Rennen werden auf der so genannten Hagenwiese gelaufen, dem heutigen Volksfestplatz.


 Eines der ältesten Fotodokumente des Rennvereins Straubing zeigt eine Rennszene vom 16. Mai 1909

Die Stadt stellt dem Verein das Gelände zunächst kostenlos zur Verfügung, doch unter dem umtriebigen Vorsitzenden Johann Hochgraßl nimmt der Trabrennverein zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Bau einer eigenen Rennbahn im Straubinger Süden in Angriff. 40000 Euro kostet die Anlage, die nach dem Vorbild der kaiserlichen Rennbahn Baden bei Wien gebaut und am 12. Mai 1901 feierlich eingeweiht wird.

Seit 1904 heißt der Verein offiziell Zucht- und Trabrennverein – ein Name, der noch heute gilt. 1908 wird der erste Totalisator eingesetzt. Der Erste Weltkrieg unterbricht jedoch das Geschehen auf der Rennbahn – erst 1919 wird wieder veranstaltet.

»Ziel aller Beteiligten ist es, im Sinne der Vereinsgründer den Pferderennsport im Gäuboden für das 21. Jahrhundert attraktiv zu gestalten.«Die Weltwährungskrise reißt auch in die Taschen des Rennvereins ein großes Loch. In der Not wird sogar der Verkauf der Rennbahn erwogen. Dazu kommt der nächste Tiefschlag: Der Brand im Hauptgebäude im Jahr 1923, bei dem ein Flügel mit Stallungen zerstört wird. Doch rechtzeitig zum 50-Jährigen geht es wieder aufwärts, die Gebäude werden wieder aufgebaut. Noch heute sind in dem historischen Gebäude Stallungen und das Rennsekretariat untergebracht.

1930 genehmigt das Landwirtschaftsministerium eine Wettannahmestelle für alle bayerischen Rennplätze in der Bernauergasse. Die Einnahmen werden zur grundlegenden Renovierung des Renngeländes verwendet. ein neuer Turm, Stallungen und ein Portal entstehen im Laufe der folgenden Jahre. Und auch im Zweiten Weltkrieg geht der Rennbetrieb zunächst weiter.


 Die Straubinger Traberlegende Ejadon nach einem
 erneuten Sieg mit Franz Schreyer am 6. September 1959
1940 wird das Trabergestüt gegründet. In den Kriegsjahren wird jedoch die Rennbahn stark beschädigt. Bomben schlugen auf dem Renngeläuf ein. Doch ab 1945 finden wieder Rennen statt - auch, wenn die Währungsreform den Verein um die letzten Geldreserven bringt. Nur mit Hilfe der bayerischen Traber-Dachorganisation können die Straubinger weiter veranstalten.

1960 übernimmt Dr. Anton Seibold den Vorsitz – er soll fortan 37 Jahre lang den Verein durch Höhen und Tiefen führen. Von Straubing aus übernimmt er Verantwortung als Präsident des deutschen Hauptverbandes für Traber-Zucht und –Rennen, ebenso beim europäischen Dachverband UET.

Der Straubinger Hengst Ejadon schreibt Trabergeschichte. Zusammen mit dem legendären Simmerl macht er die Traberstadt Straubing international bekannt, beide gewinnen fast alle wichtigen Prüfungen in Deutschland und feiern prominente Siege in Europa. Das bis 2004 ausgetragene »Rennen Nr. 4« für den Zweijährigen-Jahrgang, immer ausgetragen am zweiten Volksfestsamstag, lockt jährlich die deutsche Fahrerelite in den Gäuboden.


 Richard Haselbeck gewinnt 1971 mit Ormonde aus dem
 Besitz des Gestüts Aschau das Rennen Nr. 4.
Zum ersten Mal auf einer bayerischen Bahn kommt ein Startauto zum Einsatz, Lautsprecher- und Flutlichtanlage und neue Stallungen werden errichtet, 1969 entsteht ein neues Tribünenhaus. Die alte Holztribüne muss 1989 der Ejadonhalle weichen. 1991 später sorgt die Einführung des elektrischen Totos für Furore bei den Wettern. Heute ist Wetten auch via Internet möglich.

Unaufhaltsam schlittert der stolze Zucht- und Trabrennverein in den 1990er Jahren in die Verschuldung. Im Jahr 2003 hat der älteste Trabrennverein Deutschlands rund 1,2 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Durch einen Teilgrundstücksverkauf, in dessen Folge das Renngeläuf um 100 Meter verkürzt wird, kann der Verein nur teilweise entschuldet werden. Das Personal muss entlassen werden, Ansätze einer modernen Betriebsführung werden eingeführt.


 2005 fand in Straubing die Europameisterschaft
 der Lehrlingsfahrer statt. Der Gesamtsieg
 ging an den amtierenden Goldhelm
 Michael Nimczyk aus Mönchengladbach.
Im Jahr 2007 steht der Rennverein erneut kurz vor der Insolvenz. In letzter Minute entscheiden die Mitglieder, das Kaufangebot der Familie Lindinger aus Aschheim bei München, Besitzer des erfolgreichen Stalles Wieserhof und passionierte Pferdebesitzer, anzunehmen. Die Trabrennbahn Straubing hat einen neuen Besitzer, der das Areal dem Verein zur Abhaltung von Pferderennen weiterhin zur Verfügung stellt.

Gemeinsam mit der Familie Lindinger und der Vermarktungsgesellschaft WinRace kann der schuldenfreie Trabrennverein Straubing nun Investitionen in eine moderne technische Ausstattung der Bahn, des Besucherbereichs und des Geländes planen. Ziel aller Beteiligten ist es, im Sinne der Vereinsgründer den Pferderennsport im Gäuboden für das 21. Jahrhundert attraktiv zu gestalten.

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